Deutschland könnte nach Ansicht des Kieler Instituts für Weltwirtschaft von den Folgen des Handelskrieges zwischen den USA und China profitieren. „Es gibt Argumente, die dafür sprechen, dass Europa in dem Handelskonflikt der lachende Dritte werden könnte“, sagte der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, unserer Redaktion. Der Wirtschaftsprofessor hat die Konsequenzen durchgerechnet, die die offene Konfrontation zwischen den beiden Weltmächten ökonomisch mit sich brächte, und kommt auf ein mögliches deutsches Exportplus von fünf Milliarden Euro.
Überziehen sich Washington und Peking gegenseitig mit Strafzöllen, bieten sich europäischen Unternehmen neue Chancen. So könnte es beispielsweise für BMW geboten sein, den im US-Werk für den Export nach China gebauten SUV wieder in Deutschland zusammenschrauben zu lassen, weil dann der Schutzzoll entfällt, wie Felbermayr skizziert.
Deutschland könnte vom Handelskrieg profitieren
Durch die verstärkten Handelsschranken würden außerdem weniger Güter aus dem Reich der Mitte in die Vereinigten Staaten geliefert. Trump hofft darauf, dass dann US-Unternehmen mehr Aufträge auf dem Heimatmarkt bekommen und Jobs schaffen. Ein Teil der ausbleibenden Lieferungen aus China dürfte aber auch Europa ergattern.
„Insgesamt wären die Gewinne für die EU sehr klein. Deutschland wiederum wäre der größte Profiteur“, meinte der IfW-Präsident. Seinen Kalkulationen zufolge würden die Ausfuhren Deutschlands in die USA um fünf Milliarden Euro zulegen. Für einzelne Unternehmen wie BMW habe das nochmalige Verschärfen der Strafzölle aber negative Auswirkungen. „Man muss unterscheiden zwischen Volkswirtschaft und einzelnem Unternehmen.“
Felbermayr erwartet ungeachtet des brutalen Vorgehens Trumps, dass beide Seiten zu einem Kompromiss gelangen werden. „Ich glaube, es war ein taktisches Manöver. Trump hat seine Verhandlungsmacht dadurch gestärkt“. (dpa)
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